Mach mal schnell – Zeitraffer- und Hyperlapsevideos in der Videoarbeit

Der Zeitraffer (auf englisch timelapse) ist ein Kameratrick, bei dem in bestimmten Intervallen einzelne Fotos gemacht werden, die dann schnell hintereinander abgespielt werden

Damit kann Zeitbeschleunigung sichtbar gemacht werden, oft wird der Effekt auch benutzt um einen komischen Effekt zu erzielen. Ein Beispiel: Menschen bewegen sich übernatürlich schnell in abgehackten Bewegungen durch eine Fussgängerzone. Das hat zur Stummfilmzeit gewirkt und tut es auch heute noch. Beim Hyperlapse wird noch zusätzlich die Kamera (meist auf einer Schiene) bewegt.

 

Timelapseeindruck Sonnenauf- bis -untergang Los Alcázares: U-GoPro, CC BY-SA 4.0 , Wikimedia Commons

 

In der Videoarbeit sind Zeitrafferaufnahmen gut einsetzbar:

 

  • als Bindeglied zwischen Fotografie und FilmTimelapse eignet sich hervorragend dazu, experimentell herauszufinden, ab welcher Bildrate der Eindruck von Bewegung entsteht und wann sie uns flüssig erscheint. Außerdem lässt sich eine Entwicklung über einen längeren Zeitraum visualisieren.

 

  • als filmisches GestaltungsmittelWie erwähnt, lassen sich mit dem Zeitraffer Abläufe sichtbar machen, die man sonst nicht (so deutlich) wahrnehmen würde. Bekannte Beispiele sind schnell ziehende Wolken oder keimende Pflanzen. Vor allem aus Naturdokumentationen kennt man den Einsatz von Zeitrafferaufnahmen. Es gibt aber viele Beispiele von Filmen und auch TV- und Streamingproduktionen, in denen der Effekt dramaturgisch eingesetzt wird. Noch öfter sieht man allerdings den missglückten Einsatz dieses Effekts, meist aus Verlegenheit, weil nicht genug Schnittmaterial zur Verfügung stand, um das Timing ordentlich hinzubekommen. Vielleicht ist das ein guter Aufhänger, um sich in der Videoarbeit mit dem Thema zu beschäftigen.

 

  • als lustige AktionWenn man sich selbst einen Vorgang oder eine Geschichte überlegt, kann die Zeitraffertechnik einfach ein kleines Projekt sein, mit dem Ziel, einen komischen oder skurrilen Clip zu produzieren. Im weitesten Sinn sind Pixilationsfilme auch Zeitrafferaufnahmen. Der Begriff kommt vom englischen pixilated, das leicht verrrückt oder skurril bedeutet. Bei der Pixilation werden Personen oder Gegenstände mit Hilfe einzelner Bilder animiert.

 

Ein Tipp aus der Praxis:

 

In meinen Projekten ist am Ende die Phase des Aufräumens nicht die beliebteste bei den Teilnehmer*innen. Wenn ich daraus ein timelapse-Projekt mache, geht es nicht nur sehr viel schneller als gewöhnlich, sondern es beteiligen sich auch meistens alle, weil sie ja im Film auftauchen wollen.

Und so funktioniert es:

An sich ist die Technik sehr einfach. Es muss nur in bestimmten Zeitabständen ein Foto geschossen werden. Dabei bestimmt die gewünschte Dauer des fertigen Clips, wieviele Aufnahmen gemacht werden müssen. Bei uns in Deutschland ist eine Bildrate von 25 Bildern pro Sekunde üblich. Für einen Clip, der zehn Sekunden dauern soll, werden 250 Einzelbilder benötigt. Das Intervall, also alle wie viele Sekunden, Minuten oder Stunden jeweils ein Foto gemacht wird, bestimmt die Dauer des aufgenommenen Zeitraums.

Man stellt eine Kamera auf, möglichst auf einem Stativ damit sie sich nicht bewegt und löst in einem bestimmten Intervall manuell aus. Viele aktuelle Digitalkameras haben inzwischen schon eine Timelapse-Funktion, in der man die erwähnten Parameter einstellen kann und dann automatisch die Auslösungen machen lässt. So eine Automatik hat den Vorteil, dass die Gefahr von Kamerawacklern verringert wird, die im fertigen Clip stören würden. Ein wenig aufwändiger ist der Hyperlapse-Effekt. Diese Clips sind sehr wirkungsvoll, da sich zusätzlich auch noch die Kamera bewegt. Man kann sie beispielsweise auf eine aufblühende Blume zufahren lassen. Natürlich gibt es automatisierte Lösungen, wie motorisierte Kameraslider und Schwenkköpfe. Die sind aber recht teuer.

 

Eine „Low-Budget-Lösung“ ist, das Stativ immer ein Stück weit entlang einer aufgezeichneten Linie zu verschieben, oder den Schwenkkopf ein paar Grad weiter zu drehen. Hier noch eine einfache und günstige Lösung für einen 360° Zeitraffer.

 

 

Anschliessend müssen diese Einzelbilder mit einer Videobearbeitungssoftware in einen Videoclip umgewandelt werden.

Es gibt auch gute Apps für Smartphones. Ein Tipp für Android ist Framelapse, für das Iphone ist Skyflow zu empfehlen. Beide Apps gibt es in einer kostenlosen Version. Die Bedienung ist relativ einfach, weil ja nur die beschriebenen Parameter eingestellt werden müssen und dann alles automatisch abläuft. Natürlich empfiehlt es sich, zunächst einige kurze Testclips zu drehen, um mit der App vertraut zu werden und herauszufinden, welche Intervalle sich für das Projekt anbieten. Beim Smartphone ist das Aufstellen etwas herausfordernder als bei einer Kamera, aber wenn es dann aufgebaut ist, kann man mal „schnell machen“