SWIPE des Monats März

Der Vorteil meines vorgeschrittenen Alters ist, dass mich so schnell nichts mehr verwundert, erschreckt oder verängstigt. Gefühlt habe ich alles schon einmal erlebt. Lange Haare, kurze Haare, Schlaghosen, Pullunder, Energiekrisen, Lehrer*innen-Mangel, triumphale Derbysiege oder peinliche Niederlagen. Alles schon mal gehabt.

Und manchmal freue ich mich sogar über ein „auch wieder da“. Gruselig finde ich jedoch diese Déjà-vu-Situationen, wenn mir eine Erinnerungstäuschung vorgaukelt, ich hätte das eben Erlebte schon einmal erlebt. In solchen Situationen bin ich dann manchmal der Versuchung nahe, doch an die Wiedergeburt zu glauben.

Oder ich stelle fest, dass ich zu viele Serien geguckt habe. Bezahlplattformen wie Netflix, die wie am Fließband Serien produzieren, scheinen mich nämlich für ein völlig erinnerungsloses Wesen zu halten. Dabei war es nicht einfach gewesen, die beste Ehefrau von allen davon zu überzeugen, dass wir – ungeachtet der dadurch weiter steigenden Entertainmentkosten – unbedingt ein Netflix-Abo brauchen. Durchsetzen konnte ich mich schlussendlich mit dem Argument, dass unser Sohn dann Serien in der englischen Originalfassung schauen könnte und wir so präventiv die Kosten für die Englischnachhilfe einsparen würden. Als der Zugang endlich freigeschaltet war, hat der Sohn nur deutsche Versionen konsumiert und auch ich habe mich durch das schier endlose Angebot geglotzt.1

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