SWIPE des Monats Februar

Neulich im Zug. Er fährt! Und ich nutze die Gelegenheit, die Gedanken einfach mal schweifen zu lassen. Mein Blick fällt auf die zwei Rentnerpaare am Vierertisch gegenüber. Alle lesen konzentriert in kleinen Büchern. Ist es vielleicht der übrig gebliebene Rest des Bibelkreises, der einen Ausflug nach München machen will? Egal. Da sehe ich, dass eine der Damen etwas in ihrem Rucksack sucht, ihn dafür aber zuerst aus der Regenhülle pellen muss. Dann holt sie eine Plastiktüte raus, in der eine Brotdose steckt, die das Vesper für die Fahrt beinhaltet – Minifleischküchle, Käsewürfel und Tomaten. Ziemlich ordentlich verpackt und verhüllt, denke ich mir und überlege, dass man eigentlich den Hüllen eine eigene Ausstellung widmen sollte.

n meinem Leben habe ich nämlich schon viele skurrile Hüllen und Verhüllungen erlebt: Da gab es den gehäkelten Überzug für die Rolle Klopapier, die dann bunt verhüllt auf der Hutablage des Autos platziert wurde; die alten Festnetztelefone wurden nicht selten mit moosgrünen, bestickten Überzügen für Apparat und Hörer verschönert; die mobile Umkleidekabine für das Schwimmbad, die aus zwei zusammengenähten Frotteehandtüchern bestand mit einem Gummizug als Kopföffnung; Pflanzen bekommen im Winter Kälteschutzhauben – entweder jutesackfarben oder betont lustig mit Nikoläusen oder Rentieren bedruckt; dem Alkohol übermäßig Zugeneigte verhüllen den Hochprozentigen mit einer Papiertüte; und nicht zu vergessen die immer noch verwendeten Klodeckelüberzüge aus flauschigem buntem Stoff.

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